Alle lauern auf die Machbarkeitsstudie

Erste Ergebnisse zum interkommunalen Gewerbegebiet liegen vor. Die Bürgerinitiative fordert mehr Transparenz.

Auf der Stadtgrenze von Braunschweig und Salzgitter, wo derzeit größtenteils Rüben, Weizen und Mais angebaut werden, könnte in den nächsten Jahren das größte Industrie- und Gewerbegebiet der Region entstehen.
Die beiden Städte arbeiten derzeit an einer Machbarkeitsstudie für das interkommunale Mammutprojekt. Anfang 2018 sollen die Ergebnisse vorgestellt werden. In den angrenzenden Dörfern wächst derweil die Sorge: Die Menschen fragen sich, was in ihrer direkten Nachbarschaft entstehen soll. Von rund um die Uhr produzierenden Betrieben hatten die beiden Oberbürgermeister bereits im April 2016 gesprochen, als sie die Idee erstmals öffentlich vorstellten. Den Städten geht es um Steuereinnahmen und um die Schaffung von Arbeitsplätzen. Insbesondere in Braunschweig ist die Ausweisung größerer Gewerbeflächen an anderer Stelle kaum noch möglich. Dass auf den Feldern im Südwesten Braunschweigs irgendwann ein Gewerbegebiet entstehen könnte, hätte eigentlich niemanden überraschen dürfen: Seit rund 40 Jahren ist im Flächennutzungsplan eine gewerbliche Baufläche vorgesehen – die Anschlüsse an Autobahn, Stichkanal und Schiene sind optimal. Die Größe des geplanten Projekts hat jedoch viele aufgeschreckt: 300 Hektar umfasst das Areal, damit ist es um ein Vielfaches größer als die meisten der umliegenden Dörfer.

In den vergangenen Monaten haben sich mehrere Bürgerinitiativen gegründet. Die größte Sorge der Bürger: dass vor ihrer Haustür eine Atommüll-Drehscheibe entstehen könnte, etwa ein Zwischen- oder Konditionierungslager für das künftige Endlager Schacht Konrad. Immerhin wird über den Bahnhof Beddingen voraussichtlich ein Großteil der Atomtransporte per Schiene abgewickelt. Die Städte wollen die Ansiedlung
atomaffiner Betriebe ausschließen – ob dies rechtlich möglich ist, wird derzeit geprüft.
Doch auch, wenn dies gelingen sollte, sind die Aussichten für die Anwohner nicht rosig: Es liegt auf der Hand, dass ein derart großes Gewerbe- und Industriegebiet Lärm, Dreck und mehr Durchgangsverkehr mit sich bringt. Die Städte haben mehrere Unternehmen mit Gutachten beauftragt: unter anderem mit einer Bestandsaufnahme von Flora und Fauna, einem Schall- und einem Verkehrsgutachten.
Das Ergebnis des Bodengutachtens liegt seit Mitte November vor. Die Ergebnisse der übrigen Gutachten sollen voraussichtlich bis Ende des Jahres 2017 folgen – das teilte die Verwaltung der Stadt Salzgitter auf Anfrage der Grünen im Rat am Mittwoch mit. Zu Teilergebnissen will sich Stadtsprecherin Simone Kessner nicht äußern, sagt aber: „Wir bemühen uns um größtmögliche Transparenz.“ Doch erst wenn alle Ergebnisse vorlägen und ausgewertet seien, sollen sie Anfang 2018 gebündelt vorgestellt werden. „Es handelt sich um einen ergebnisoffenen Prüfauftrag. Chancen und Risiken müssen abgewogen werden“, betont Kessner. Am Ende werden der Rat der Stadt Braunschweig und der Stadt Salzgitter über das Gewerbegebiet zu entscheiden haben.
In Braunschweig wird sich kommenden Mittwoch der Planungsausschuss mit einer Anfrage der Bibs zum interkommunalen Gewerbegebiet beschäftigen. Die der Bibs nahestehende „Bürgerinitiative Südwest-BS“ hat sich derweil in einem offenen Brief an Braunschweigs Oberbürgermeister Ulrich Markurth gewandt. Darin heißt es: „Wir möchten die Verwaltung der Stadt Braunschweig auffordern, bereits existierende Informationen bezüglich der Machbarkeitsstudie sowie den Namen der ausführenden Firma zur Durchführung der Machbarkeitsstudie mitzuteilen.“

Quelle Salzgitter-Zeitung von Katja Dartsch